Google Analytics ist ein weit verbreiteter Werkzeugkasten, um die Interessen von Menschen, die Webseiten besuchen, zu ergründen. Dazu müssen die Internetseiten vom Anbieter vorbereitet und mit den Google Servern speziell verknüpft werden. Die Analyse findet bei Google statt. In welchem Land der Erde Google seine Daten zu welchem Zeitpunkt verarbeiten lässt, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Die Auswertungen werden ansehnlich aufbereitet und sind oft überraschend. Das interessiert jeden Webmaster, schließlich sollen künftige Verbesserungen und Erweiterungen der Leserschaft nutzen. Persönliche Eitelkeit spielt da auch mit. Wenn der Lebensunterhalt vom Erfolg der Website abhängt, kann die Orientierung am Nutzerverhalten überlebenswichtig werden.
Doch kommerzielle Interessen stehen bei unserer Kundschaft nicht im Vordergrund. Es geht mehr darum, die eigene Arbeit öffentlich zu dokumentieren und Interessierte zum Mitmachen anzuregen. Das soll mit den begrenzten Ressourcen erreicht werden.
Nach wie vielen Klicks abgesprungen wird, auf welchen (Um-)Wegen die Inhalten gefunden werden, Farbe und Form der am häufigsten geklickten Icons ... das alles und noch viel mehr lässt sich ergründen. Viel schwieriger ist es zu entscheiden, was denn "Erfolg" eines Angebots bedeutet, wie dass sinnvoll gemessen und mit welchen Maßnahmen der Erfolg gemehrt werden könnte. Dazu gibt es auch keine allgemein gültigen Regeln. Das muss für jedes Angebot speziell erarbeitet und mit den Zielen des Herausgebers abgeglichen werden.
Die Voraussetzungen zu schaffen um die schönen Charts von Google Analytics (oder anderen oft kostspieligen Werkzeugen zur Analyse des Nutzerverhaltens) zu schaffen, kostet Ressourcen. Die Statistiken müssen dann interpretiert werden. Daraus sind Maßnahmen zu entwickeln, die den Erfolg erhöhen. Es folgt eine neue Runde messen und Evaluation ... Und an diesem Prozess sollten nicht nur die Webadmins arbeiten. Die Interpretationen und inhaltlichen Entscheidungen sollten mindestens vom Vorstand getroffen werden.
Hinzu kommt, dass Google den Service zwar kostenfrei anbietet, das aber nicht umsonst ist. Der Suchmaschinenbetreiber und Werbekonzern nutzt die sehr detaillierten Daten, die Webadmins auf diesem Weg zugänglich machen konsequent, um die eigene Marktposition zu stärken. Seit Jahren haben Konkurrenten bei der Internetsuche wenig Chancen. Nach vielen Protesten und Gerichtsverfahren bietet Google jetzt an, den eigenen Browser gegen die Neugierde von Google Analytics zu wappnen: http://tools.google.com/dlpage/gaoptout/
Google schreibt: "Das Add-on teilt dem JavaScript (ga.js) von Google Analytics mit, dass keine Informationen über den Website-Besuch an Google Analytics übermittelt werden sollen. Falls Sie diese Funktion nutzen möchten, laden Sie das Add-on herunter und installieren Sie es für Ihren aktuellen Webbrowser. Das Browser-Add-on zur Deaktivierung von Google Analytics ist für Internet Explorer, Google Chrome, Mozilla Firefox, Apple Safari und Opera verfügbar." Besser als nichts. Darüber hinaus sichert Google auch zu, dass die durch Google Analytics erhobenen Daten nicht mit den Informationen eines Google Accounts verbunden werden. Ob und falls ja welche Informationen über diejenigen gesammelt werden, die diese Browsererweiterung installieren, ist nicht klar.
Die Möglichkeit zum "Opt Out" ist eine deutliche Verbesserung. Datenschützer fordern allerdings mehr: Nur wenn die Menschen darüber informiert werden, welche Daten erhoben und zu welchen Zwecken sie genutzt werden und dem jeweils zustimmen müssen ("Opt In"), ist der Datenschutz perfekt. Wie schwierig das zur Zeit im Alltag wäre, können Sie ermessen, wenn sie nach ein oder zwei Stunden Surfen über mehrere Webseiten, mal nachsehen, wie viele Cookies unbemerkt von ihrem Browser gespeichert wurden.
Vorhandenes Material aus den vergangenen Jahren für eine Internetseite aufzubereiten - das ist oft schon nicht einfach. Termine für die kommenden Monate und Berichte zu aktuellen Ereignissen in eine Form zu bringen, dass sie der Öffentlichkeit zumutbar sind ... das ist für viele kleine Initiativen eine Herausforderung. Andererseits: Für Auftritte bei Konferenzen, für gedrucktes Material, Telefongespräche und Zeitungen sind Entscheidungen zu Inhalten und Form der "Öffentlichkeitsarbeit" in der Regel schon gefallen. Statt viele Ressourcen in die Analyse des Besuchsverhaltens auf Internetseiten zu stecken, könnte auch daran gearbeitet werden, aktuelle Materialien zu erstellen und entsprechend der vorhandenen Spielregeln "netzgängig zu machen". Ganz ohne Analyse und Marketingtools werden dann mehr Besucher/-innen kommen.
Quelle: Braun, Herbert und Zlotas, Ragni: "Tiefen-Analyse. Mit Google Anlalytics und anderen Werkzeugen die Schwachstellen der Website ausmachen" in der Zeitschrift c't - Magazin für Computertechnik, Hannover, Ausgabe 4/2012, 30.1.2012, Seiten 142-6
Bestellung zum Beispiel beim Verlag: http://www.heise-shop.de/Produkte/Zeitschriften/ct/Einzelhefte Im Artikel wird auch ein JavaScript Codeschnippel empfohlen, der es Webadmins ermöglichen soll, "die IP-Adresse des Besuchers sofort zu anonymisieren", was einige Bedenken von Datenschützern ausräumt.
Letzte Aktualisierung:
Donnerstag, 18.01.2018